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Beckenringverletzungen

Fract. ram. sup. / inf. 

Fract. oss. ilii. ... 

Fract. oss. sacrii. 

Rupt. lig. sacroiliac. ...


Definition: Knöcherne und/oder ligamentäre Verletzung des Beckens mit Unterbrechung der Ringstruktur des Beckens

Komplexe Beckenverletzung: Beckenringverletzungen begleitet von peripelvinen Weichteilschäden wie Gefäß-, Nerven-, Muskel- und Hautverletzungen oder intrapelvinen Organverletzungen (äußeres Genital, Harnröhre, Harnblase, Rektum).


 

Diagnostik

  • UHG: Grobe direkte oder indirekte Gewalteinwirkung auf das Becken, häufig bei Verkehrsunfall, Sturz aus großer Höhe oder Überrolltrauma.

  • Klinik: lokale Beschwerden, Beinlängendifferenz, Fehlstellung, Störung der Motorik, Durchblutung und Sensibilität eines oder beider Beine, Blutung aus After, Scheide, Harnröhre, Kreislaufinstabilität, Beckenkompression schmerzhaft/ instabil. DRU: Blut am Fingerling, Kontinuitärsunterbrechung der Darmwand, Sphinktertonus, mobiles Steißbein; Abdomineller Untersuchung


  • Bildgebung:

    • Röntgen

    • CT

    • dann evtl. MRT (Ausschluss Bandverletzung),  

    • Ultraschall Abdomen bzw. CT Abdomen zum Ausschluss freier Flüssigkeit, evtl Darstellung der ableitenden Harnwege (Ausscheidungsurogramm)


 

Klassifikation nach Tile und AO (Vorhandensein und Richtung der Instabilität):

  • Typ A: Dorsaler Beckenring (sakroiliakaler Komplex) stabil.

    • A1: Abrissfraktur vom Beckenrand 

    • A2: Frakturen der Beckenschaufeln und Schambeinäste

    • A3: Querfrakturen des Os sacrum

  • Typ B: Dorsaler Beckenring partiell instabil (= rotationsinstabil).

    • B1: Außenrotationsverletzung durch sagittale Gewalteinwirkung („Open-Book“) mit Symphysensprengung und Zerreißung der Ligg. sacroiliaca ventralia und interossea sowie sacrospinale und sacrotuberale. Die Ligg. sacroiliaca dorsalia sind intakt!

    • B2: Innenrotationsverletzung durch laterale Kompression des Beckens mit Fraktur im vorderen Beckenring (z. B. Schambeinäste) und ventrale Impressionsfrakturen des Os sacrum, Bandapparat intakt.

    • B3: Bilaterale Außen- oder Innenrotationsverletzung.

  • Typ C: Dorsaler Beckenring komplett instabil (= rotations- und vertikal instabil) mit kompletter Dissoziation einer oder beider Beckenhälften („Vertical Shear“) und Zerreißung des Bandapparats.

    • C 1: Unilateral, Gegenseite stabil.

    • C 2: Unilateral, Gegenseite partiell instabil.

    • C 3: Bilateral.


 

Therapie

  • Sofortmaßnahme bei instabilen Kreislaufverhältnissen: Beckengurt für max. 24 h, Sollte der Patient länger kreislaufinstabil sein, dann Fixateur externe. Definitive Osteosynthese werden in einem Zeitfenster von ca. 5.-7. Tag (nach Verbesserung des AZ) durchgeführt.

  • Operativ: Offene Frakturen sowie Beckenverletzungen mit Verblutungsgefahr, instabile Beckenringverletzungen (Typ B1 und C) oder Beckenringverletzungen vom Typ B2/3 mit grober Dislokation

  • Konservativ: bei stabilen Verletzungen: Beckenrandabrissfrakturen (Typ A1), stabile Beckenfrakturen (Typ A2/3) und laterale Kompressionsverletzungen (Typ B2/3) --> initial Bettruhe, Mobilisierung unter analgetischer Therapie: TB (bis halbes KG) f. 2-3 Wochen, Röko 1 anschließend nach 4-6 Wochen  


Komplikationen: Nervenverletzung bis 50% (cave intubierter Patient--> DRU: Sphinktertonus), Blutung (venöser Plexus iliosacralis, arteriell Äste der A. iliaca ext.), Urogenitalverletzungen: Harnröhre 15%, Harnblase 10-25%, intraabdominelle Begleitverletzungen: 16-55% , Decollement


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